Die Predigt vom Ewigkeitssonntag
Der Friede Gottes sei mit euch allen.
Ein kleiner Junge kommt später nach Hause, als die Mutter erwartet hatte. Als sie nach dem Grund der Verspätung fragt, antwortet das Kind: „Ich habe Julia geholfen. Ihre Puppe ist kaputtgegangen.“
„Hast du geholfen, sie wieder heil zu machen?“, fragt die Mutter.
„Nein“, antwortet das Kind. „Ich habe ihr geholfen, zu weinen“.
Liebe Gemeinde,
viele von Ihnen haben in der letzten Zeit, in diesem nun zu Ende gehenden Kirchenjahr um einen Menschen geweint. Um einen Menschen, von dem Sie Abschied nehmen mussten. Um einen Menschen, der seitdem fehlt. Manche von Ihnen mussten dieses Jahr gar doppelt Abschied nehmen, von zwei Ihnen sehr nahestehenden Menschen.
Viele haben bei der Trauerfeier, in der Kirche, auf dem Friedhof, am Grab geweint. Manches Lied konnte man nicht mitsingen, der Kloß im Hals war zu groß.
Viele haben zu Hause geweint. Ganz für sich. Ohne dass es jemand gesehen hat.
Und manche haben vielleicht auch keine Tränen vergossen, der Schmerz über den Abschied war und ist aber trotzdem genauso da.
Vielleicht wurden manche von Ihnen gefragt: Kann ich was für dich tun? Brauchst du was? Wie geht’s dir ohne ihn oder sie? Ohne den Menschen, der nicht mehr da ist? Wier kommst du zurecht?
Vielleicht haben manche von Ihnen Sätze gehört wie „Es wird schon wieder“, „Zeit heilt alle Wunden“ oder ähnliches. Vielleicht tat das gut, vielleicht konnten Sie gerade so was in dem Moment gar nicht hören, weil es nach Vertröstung klang.
Dabei war es vermutlich nur gut gemeint und ist ja ein typischer Impuls im Rahmen von Trauer und Abschied. Oft wissen wir ja nicht, wie wir damit umgehen sollen. Was wir sagen sollen. Und in der Regel wollen wir ja gerne helfen, ja am liebsten heilen, am liebsten die Trauer schnell besser werden lassen.
„Hast du geholfen, sie wieder heil zu machen?“ fragt die Mutter ihren Sohn.
„Nein“, antwortet das Kind. „Ich habe ihr geholfen zu weinen“.
Liebe Gemeinde,
Ich glaube, darum geht es nicht nur in Bezug auf eine kaputte Puppe, sondern auch in Bezug auf die Trauer von geliebten und uns nahestehenden Menschen. Der Tod führt uns ja ganz drastisch vor Augen: Es ist nicht alles heil zu machen. Wir können nicht alles reparieren, auch nicht in Bezug auf das, was manchmal gewesen ist im zwischenmenschlichen Bereich.
Was es da gab an Verletzungen, an Versäumnissen. An Fehlern, Vorwürfen und Schuld. Jeder Mensch hat ja nun mal seine Ecken und Kanten. Und wenn diese noch mit den Ecken und Kanten eines anderen Menschen in Kontakt kommen, gibt es eben neben Zuwendung und schönen Zeiten in der Regel auch mal das Gegenteil davon. Alles ganz menschlich.
Der Tod führt vor Augen, dass nicht alles heil zu machen ist, sondern dass irdisches Leben endlich ist. Und etwas anderes verheißt auch keine christliche Bestattung.
Was wir aber hier in unseren Kirchen, auf den Friedhöfen oder im Ruheforst versucht haben, das ist doch dies:
„Nein“, antwortet das Kind. „Ich habe ihr geholfen zu weinen“.
Wir haben gemeinsam Abschied genommen von Menschen aus unseren Dörfern, aus unseren Gemeinden. Es wurde sich in den Arm genommen, gedrückt, geherzt, manchmal ging man danach in aller Stille auseinander, manchmal saß man anschließend bei Kaffee und Kuchen zusammen.
Immer wurde gemeinsam erinnert, getrauert, geweint und eben geholfen zu weinen. Weil da Menschen spüren: Andere sind da für mich oder für uns als Familie, so groß der Schmerz ist.
Weint mit den Weinenden – so sagt es der Apostel Paulus an einer Stelle (Römer 12,15).
Und neben dem gemeinsamen Erinnern und ja, dem gemeinsamen Weinen und helfen beim Weinen, haben wir eben, Gott sei Dank, diese Hoffnungsbotschaft – nicht, dass alles heil wird. Der Tod ist ja da, der Abschied und die Tränen sind ja da.
Aber die Gewissheit, dass es das mit dem Tod nicht gewesen ist. Dass da noch etwas kommt. Und dass dann tatsächlich auch in gewisser Weise Heilung sich vollzieht – in diesem Himmel, wie wir den Ort nennen. Bei Gott. Weil dort auch alle Widersprüche, Verstrickungen, Verzettelungen aufgelöst sein werden, die teils ja nun mal auch zum menschlichen Leben dazu gehören. Weil dort alle Schmerzen und ja, alles Weinen vorbei sein wird.
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! (Offenbarung 21,4+5). So heißt es ganz am Ende der Bibel. Die Konfis haben es uns vorhin vorgelesen
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Was für eine große Zusage. Eine Zusage, die nicht alles heil macht. Die nicht allen Schmerz von uns nimmt. Einige haben mir davon erzählt, wie das ist zu Hause ohne den geliebten Menschen. Wie anders alles ist. Wie leer sich das Haus anfühlt. Und wie traurig es ist, wenn das Telefon stumm bleibt, der Sessel leer. Und wie es an manchen Tagen besser und an manchen Tagen schlechter geht.
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Eine Zusage, die nicht alles heil macht, aber hoffentlich auch in Zukunft hilft auf dem Weg des Abschieds. Zu wissen: Einst wird Gottes alles neu machen. Einst wird er abwischen alle Tränen. Kein Tod, kein Schmerz, kein Abschied wird mehr sein.
Ich stelle mir diesen Ort als Ort von großer Gemeinschaft und vom Heil-Sein vor. Und vielleicht, hoffentlich, spüren wir im Hier und Heute schon immer mal wieder etwas davon. Von diesem Ort, an dem wir unsere Angehörigen geborgen wissen. Lebend in Ewigkeit.
Ein kleiner Junge kam später nach Hause, als die Mutter erwartet hatte. Als sie nach dem Grund der Verspätung fragte, antwortete das Kind: „Ich habe Julia geholfen. Ihre Puppe ist kaputtgegangen.“
„Hast du geholfen, sie wieder heil zu machen?“
„Nein“, antwortete das Kind. „Ich habe ihr geholfen, zu weinen“.
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Amen.
Der Predigtimpuls ist inspiriert durch eine Predigt von Pfarrerin Angela Lehmann.
Gottesdienste am Sonntag, 03.12. mit Abendmahl (Erster Advent)
Weipoltshausen 09:30 Uhr
Kirchvers 10:45 Uhr
Gottesdienste am Sonntag, 10.12.
Rollshausen 09:30 Uhr
Rodenhausen 10:45 Uhr
Gottesdienste am Sonntag, 17.12.
Weipoltshausen 09:30 Uhr (Vikar Torben Scherf)
Kirchvers 10:45 Uhr (Vikar Torben Scherf)
Gottesdienste am Heiligen Abend, Sonntag, 24.12.
Rodenhausen 15:00 Uhr (mit Krippenspiel)
Kirchvers 16:30 Uhr (mit Krippenspiel)
Weipoltshausen 18:00 Uhr
Gottesdienste mit Abendmahl am 1. Weihnachtsfeiertag, 25.12.
Rodenhausen 06:00 (Vikar Torben Scherf)
Weipoltshausen 09:30 (mit dem Gemischten Chor)
Gottesdienst mit Abendmahl am 2. Weihnachtsfeiertag, 26.12.
Kirchvers 10:45
Kindergottesdienst jeden ersten und dritten Sonntag im Monat in Rodenhausen. Treff um 10:00 Uhr vorm DGH.
In Weipoltshausen jeden ersten, dritten und fünften Sonntag im Monat um 10:30 Uhr in der Kirche.
Posaunenchor dienstags um 19:30 in Weipoltshausen (DGH)
Krabbelgruppe in der Regel donnerstags um 10:00 Uhr in Kirchvers (Pfarrsaal)
Handarbeitskreis am Mittwoch, 05.12. um 19:00 Uhr in Rodenhausen (DGH)
Kirchencafé am Mittwoch, 13.12. um 15:00 Uhr in Kirchvers (Pfarrsaal). Gast: Anneliese Müller, Thema: "Wenn der Tannenbaum zum Christbaum wird".