Die Predigt vom 11. Mai (Dritter Sonntag nach Ostern, „Jubilate“)
Predigttext Apostelgeschichte 17,22-34
Paulus trat in die Mitte des Areopags und sagte: »Ihr Männer von Athen! Ich sehe, dass es euch mit der Religion sehr ernst ist. Ich bin durch eure Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angesehen. Dabei habe ich auch einen Altar entdeckt mit der Inschrift: ›Für einen unbekannten Gott‹. Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das mache ich euch bekannt. Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin lebt. Als Herr über Himmel und Erde wohnt er nicht in Tempeln, die ihm die Menschen gebaut haben. Er ist auch nicht darauf angewiesen, von den Menschen versorgt zu werden; denn er selbst gibt ihnen das Leben und alles, was sie zum Leben brauchen. Er hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lassen, damit sie die Erde bewohnt. Für jedes Volk hat er im Voraus bestimmt, wie lange es bestehen und in welchen Grenzen es leben soll. Und er hat gewollt, dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe.
Durch ihn leben wir doch, regen wir uns, sind wir! Oder wie es einige eurer Dichter ausgedrückt haben: ›Wir sind sogar von seiner Art.‹ Wenn wir Menschen aber von Gottes Art sind, dann dürfen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche den Bildern aus Gold, Silber und Stein, die von Menschen mit ihrer Erfindungskraft und Kunstfertigkeit geschaffen wurden!
Nun, Gott ist bereit, mit Nachsicht über das hinwegzusehen, was ihr bisher aus reiner Unwissenheit getan habt. Jetzt aber fordert er alle Menschen überall auf, umzudenken und einen neuen Anfang zu machen. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er über die ganze Menschheit ein gerechtes Gericht halten will, und zwar durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Ihn hat er vor aller Welt dadurch ausgewiesen, dass er ihn vom Tod auferweckt hat.«
Als sie Paulus von der Auferstehung reden hörten, lachten ihn einige aus; andere sagten: »Darüber musst du uns ein andermal mehr erzählen.« Als Paulus darauf die Versammlung verließ, schlossen sich ihm ein paar Männer an und kamen zum Glauben, darunter Dionysius, der dem Areopag angehörte, außerdem eine Frau namens Damaris.
Liebe Gemeinde,
Paulus gibt sich alle Mühe. Er tritt mitten in Athen auf und hält eine flammende Rede, eine leidenschaftliche Predigt. Er versucht den Menschen zu vermitteln, was für ein Geschenk der Glaube an diesen für viele damals noch unbekannten Gott ist.
Vermutlich war die Predigt länger als die uns überlieferten Sätze, aber wir ahnen, was Paulus den Menschen alles mit auf den Weg gab.
Und dann? Was passiert dann?
Dann erfahren wir kurz und knapp von dem Ergebnis hinterher, nachdem die Leute, teilweise zum ersten Mal, von der Auferstehung gehört hatten:
Einige lachen Paulus aus. Andere sagen, er solle ein anderes Mal nochmal davon erzählen. Das kann dann soviel heißen wie: Die möchten es wirklich nochmal hören oder aber eben die vertrösten ihn und wollen nur nicht sagen, dass sie rein gar nichts anfangen können mit dem, was er da gepredigt hat. Und dann wird noch erwähnt, dass ein paar Männer und eine Frau danach zum Glauben kamen.
Wie würde man das heute bewerten, liebe Gemeinde?
War es eine erfolgreiche Predigt? Weil eben immerhin ein paar Menschen zum Glauben kamen.
Oder war sie eher erfolglos, weil eben nur ein paar Menschen von so vielen Zuhörern zum Glauben kamen?
Das mag jeder für sich beurteilen. Aber ich finde es ermutigend, diese Sätze so zu lesen. Denn ganz ähnlich ist es doch heute immer wieder. So schnell und einfach überzeugen wir Menschen nicht vom Glauben und der frohen Botschaft.
Ich vergleiche mal die vermutlich große Zuhörerschaft an diesem Tag damals in Athen mit einer pickepacke voll besetzen Kirche an einem Konfirmationssonntag.
Da ist die Kirche, Gott sei Dank, voll - aber natürlich sind nicht alle Mitfeiernde vom Glauben überzeugte Christen. Wie das so ist bei Konfirmationen, da kommt die Mehrheit ja wegen demjenigen, der konfirmiert wird und der einen dazu eingeladen hat.
Nach so einem klassischen Konfirmationsgottesdienst sagen manche: Ja, war eine schöne Konfirmation, aber mit Gott kann ich trotzdem nichts anfangen.
Andere sagen: Ach, mit dem Glauben kann ich mich eigentlich mal wieder befassen.
Und wieder andere sagen hoffentlich: Das hat mich mitgenommen. Der Gesang, die Predigt, der Segen – ich habe wieder ein bisschen mehr zu Gott gefunden. Oder ich habe sogar ganz neu zu Gott gefunden.
Liebe Gemeinde,
dieser frühe Text über eine Predigt und seine Wirkung zeigt uns: Früher war nicht alles besser. Die Leute sind nicht in Scharen zum Glauben gekommen. Auch in früheren Zeiten bei uns, manche erinnern sich, war es bei vielen Familien auch einfach Pflicht, dass einer in die Kirche ging. Sich blicken ließ. Der Kirchgang geschah nicht immer voller Überzeugung und Freude.
Die Menschen für den Glauben zu begeistern, war immer wieder mit viel Mühe verbunden. Und diese Mühen kennen wir ja auch aus anderen Zusammenhängen: Was redet man sich manchmal nicht den Mund fusselig, wie es so schön heißt, und doch hat man lange Zeit keinen Erfolg damit. Soll es ja in der Erziehung geben oder beim Versuch jemanden, von etwas zu überzeugen. In der Regel wird nicht gesagt: Ach stimmt ja, du hast Recht, danke für den Hinweis, jetzt mach ich das ab sofort anders.
In der Regel wird nicht gesagt: Danke Mama, dass du mich nochmal darauf hingewiesen hast, dass ich zu viel vorm Handy hänge oder was es bringen könnte, mal wieder ein Buch zu lesen oder raus zu gehen.
Und wir kennen wohl auch das Andere, was hier beschrieben wird: Menschen hören von Gott, von der Auferstehung, aber zucken die Schulter und lachen. Ach Oma, du und deine Kirche immer. Ach Oma, du und dein Gott immer. Fang doch nicht immer wieder mit an. Ich brauch das nicht.
Auch solche Sätze kennen wir: Ich müsste mal wieder in den Gottesdienst gehen.
Der Predigttext heute führt uns vor Augen, dass es so einfach nicht ist und nicht war, dass Menschen zum Glauben finden. Wer dies aber tut, wer zum Glauben kommt, der hat diesen Grund zum Jubeln, den uns der heutige Sonntag „Jubilate“ besonders vor Augen führt. In einer kurzen Beschreibung des heutigen Sonntags klingt das dann so:
Wer mit Christus verbunden ist, erfährt, wozu er bestimmt ist: nicht zur Traurigkeit, sondern zur Freude; nicht zum Tod, sondern zum Leben.
Das ist das, kurz gesagt, was Paulus schon damals den Menschen in Athen vermitteln wollte. Diesen Grund zur Freude.
Sie haben, ihr habt, liebe Gemeinde, diesen Grund zur Freude, zum Jubel, zur Dankbarkeit.
Freuden im irdischen Leben sind in der Regel mal von kürzerer, mal von längerer Dauer, aber eben immer wieder den Wechselfällen des Lebens unterworfen. Dieser Grund zur Freude, den wir durch Gott, durch die Auferstehung Christi haben, ist stabil. Unterliegt keinen Schwankungen. Paulus predigt: Durch ihn leben wir doch, regen wir uns, sind wir!
Das ist der Grund unseres Lebens. Das ist der Grund der Freude bei allem, was es im Leben natürlich auch an Schwerem gibt.
Das ist das, weshalb wir anderen Menschen davon erzählen sollten. Manche haben es mitbekommen, liebe Gemeinde, die letzten ein, zwei Wochen entbrannte mal wieder eine Diskussion, was „die“ Kirche zu tun hätte. Sie sollte doch weniger politisch predigen, erst Recht nicht nur eine politische Linie ständig unterstützen, sondern sich auf das konzentrieren, was nur sie zu sagen hat. Andere hielten dagegen. Ich kann diese Kritik teilweise nachvollziehen, denn ich frage mich: Wenn die Kirche mehr politisch als theologisch predigt, wer übernimmt dann das Predigen des Theologischen? Wer übernimmt dann das Predigen von Hoffnung weit über den Tod hinaus?
Kürzlich erzählte ein Kollege von einem Erlebnis im Rundfunk. Es ging um das Ausstrahlen der Radioandachten, die in unserem Land ja gesetzlich, vertraglich geregelt sind. Der Programmchef des Radiosenders kam zu ihm und sagte: Tun Sie mir einen Gefallen. Wenn Sie schon einige Minuten meiner kostbaren Sendezeit bekommen, dann erzählen Sie nicht, was die Leute alles machen sollen, damit sie gute Menschen sind. Sondern erzählen sie von Gott. Es sei hinzugefügt, dass dieser Programmchef selbst nicht gläubig war, aber er wusste, was der grundlegende Auftrag der Kirche ist.
Paulus predigt in unserem Text heute von Gott. Er bemüht sich um die Menschen, damit möglichst viele in diese Freude und den Jubel einstimmen können. Damit möglichst viele Menschen erkennen: Durch ihn leben wir doch, regen wir uns, sind wir!
Amen.
Zurück von der Konfifahrt. Schön war es. Danke an alle, die geholfen haben und ans Haus Bergfried.
Gottesdienst des Großkirchspiels am Sonntag, 18.05.
Altenvers 10:00 (Pfrn. Schwarz)
Gottesdienste am Sonntag, 25.05.
Rodenhausen 09:30 (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kirchvers 10:45 (Lektorin Conny Schlickeiser)
Gottesdienst des Großkirchspiels an Christi Himmelfahrt, 29.05.
Rodenhausen 10:45 ("Lindengottesdienst" neben der Kirche mit Verabschiedung von Vikar Scherf, Essen und Trinken im Anschluss)
Gottesdienste am Sonntag, 01.06.
Weipoltshausen 09:30 (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 (Pfr. Hölscher)
Gottesdienst des Großkirchspiels am Pfingstsonntag, 08.06.
Lohra 14:00 (Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer und Pfarrerin Schwarz, anschließend Empfang mit Kaffee und Kuchen auf der Kirchwiese)
Gottesdienst am Pfingstmontag, 09.06.
Kirchvers 10:45 Uhr (mit Abendmahl, Pfr. Hölscher)
Gottesdienst am Sonntag, 15.06.
Kirchvers 10:45 (Vorstellungsgottesdienst des Konfikurses 2024/25 - dieser Gottesdienst wird von den Konfis gestaltet)
Gottesdienst am Sonntag, 22.06.
Kirchvers 10:00 (Konfirmationsgottesdienst, Pfr. Hölscher)
Kindergottesdienst jeden ersten und dritten Sonntag im Monat in Rodenhausen. Treff um 10:00 Uhr vorm DGH.
In Weipoltshausen jeden ersten, dritten und fünften Sonntag im Monat um 10:30 Uhr in der Kirche.
Posaunenchor dienstags um 19:30 in Weipoltshausen (DGH).
Bibelgesprächskreis am Dienstag, 03.06. um 19:00 Uhr in Weipoltshausen (Kirche).
Frauenkreis am Mittwoch, 21.05. um 15:00 Uhr in Altenvers (Café Kaiser).
Kirchencafé am Mittwoch, 14.05. um 15:00 Uhr in Kirchvers. Gast: Karl Heinz Görmar, Thema: "Auf den Spuren deutscher Einwanderer in Südbrasilien". Vor 200 Jahren kamen die ersten deutschen Einreisenden nach Brasilien. Bildvortrag von drei Reisen zu den ausgewanderten Deutschen.