Die Predigt vom 27. April (Erster Sonntag nach Ostern)
Liebe Gemeinde,
seit einigen Jahren gibt es immer wieder sogenannte „just white“ Partys. Auf deutsch: Feiern, bei denen alle, die mitfeiern, weiße Kleidung tragen. Alles strahlt in weiß. Bei mir ist das immer so eine Sache mit weißer Kleidung – wenn ich ein weißes Hemd trage und etwas esse, entdecke ich oftmals hinterher irgendeinen kleinen Fleck. Auf weißer Kleidung natürlich besonders ärgerlich.
Der heutige Sonntag hat etwas mit weißer Kleidung zu tun, nach ursprünglich katholischer Tradition wird er auch „weißer Sonntag“ genannt. Womöglich weil zu früheren Zeiten all jene, die sich eine Woche zuvor in der Osternacht taufen ließen, eine Woche lang weiße Kleidung trugen, die sie dann an eben jenem Sonntag heute, wieder ablegten. Wie gesagt: Womöglich kommt daher der Name „weißer Sonntag“.
Lateinisch gesprochen ist dieser erste Sonntag nach Ostern der Sonntag „Quasimodogeniti“, in meinen Augen mit die schwierigste Bezeichnung eines Sonntags im Kirchenjahr. Quasimodogeniti – hat natürlich nichts mit dem Glöckner Quasimodo aus „Der Glöckner von Notre Dame“ zu tun, sondern heißt so viel wie „Wie die Neugeborenen“. Und früher war das Verständnis eben viel größer, dass man durch die Taufe sozusagen neu geboren wird. Ein neuer Mensch wird. Eine Woche dann feierlich in weiß gekleidet durchs Leben lief. Rein. Befreit von Sünde. Strahlend weiß.
Einige kennen im Gegensatz dazu die lange Zeit geltende furchtbare kirchliche Sitte, dass Frauen in schwarz heiraten mussten, wenn sie schon schwanger waren oder schon ein Kind geboren hatten. In den Kirchenbüchern wurde dazu neben dem Hochzeitsspruch knapp vermerkt: Braut war schwanger. Und auf manchen Seiten der Kirchenbücher steht dieser Satz häufiger als das er nicht steht.
Bleiben wir aber bei diesem „weißen Sonntag“ und seinem Hintergrund, lässt sich fragen: Fühlen wir uns eigentlich durch die Taufe immer wieder wie neu geboren?
Am Donnerstag erzählte ein Mädchen in der Schule mit einem Strahlen im Gesicht: Ihr Bruder habe sich kürzlich mit Anfang 20 taufen lassen und sie wolle sich auch bald taufen lassen. Ihre Freude, ihre Vorfreude darüber war deutlich zu spüren.
Die meisten von uns haben die eigene Taufe selbst ja vermutlich nicht bewusst mitbekommen, in den Armen der Eltern oder Paten wurde die Mehrheit von uns übers Taufbecken gehalten. Eine gute Entscheidung unserer Eltern.
Der Predigttext heute erinnert uns an all das – die Kraft von Ostern, die Kraft der Taufe, die Hoffnung, die uns geschenkt wird, ich lese aus 1. Petrus 1,3-9:
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns neu geboren und mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt. Diese Hoffnung gründet sich darauf, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist. Sie richtet sich auf das neue Leben, das Gott schon jetzt im Himmel für euch bereithält als einen Besitz, der niemals vergeht oder verdirbt oder aufgezehrt wird. Wenn ihr Gott fest vertraut, wird er euch durch seine Macht bewahren, sodass ihr die volle Rettung erlangt, die am Ende der Zeit offenbar wird.
Deshalb seid ihr voll Freude, auch wenn ihr jetzt – wenn Gott es so will – für kurze Zeit leiden müsst und auf die verschiedensten Proben gestellt werdet. Das geschieht nur, damit euer Glaube sich bewähren kann, als festes Vertrauen auf das, was Gott euch geschenkt und noch versprochen hat. Wie das vergängliche Gold im Feuer auf seine Echtheit geprüft wird, so wird euer Glaube, der viel kostbarer ist als Gold, im Feuer des Leidens geprüft. Wenn er sich als echt erweist, wird Gott euch mit Ehre und Herrlichkeit belohnen an dem Tag, an dem Jesus Christus sich in seiner Herrlichkeit offenbart.
Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nie gesehen habt. Auf ihn setzt ihr euer Vertrauen, obwohl ihr ihn jetzt noch nicht sehen könnt. Und darum jubelt ihr mit unaussprechlicher und herrlicher Freude. Denn ihr wisst, dass euer Vertrauen, euer Glaube, euch die endgültige Rettung bringen wird.
Ja, liebe Gemeinde, der Verfasser des Briefes schreibt es: Unser Glaube ist viel kostbarer als Gold. In Zeiten, da immer mehr Menschen wieder auf Gold als sichere Wertanlage setzen, kann man das nicht genug betonen. So viel wird sich um Vorsorge und Anlagen und anderes gekümmert. Das mag alles seine Berechtigung haben, aber es nützt mir in den Zeiten nichts, wo es um Leben oder Tod geht. Im Kranken- oder gar Sterbebett, da stellt sich nicht die Frage nach Geld und Gold, sondern nach dem, was man glaubt oder eben nicht glaubt. Da stellt sich die Frage: Ist Ostern für mich das Fest des Lebens durch Gottes Sieg über den Tod und damit Hoffnung selbst im Kranken- und Sterbebett oder ist Ostern nur das Fest vom Osterhasen.
Eine aktuelle Umfrage machte deutlich: An die Auferstehung der Toten im Reich Gottes glauben aktuell 18 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen. Das ist nicht viel, wohlwollend formuliert.
Dabei gestehe ich ein, liebe Gemeinde, dass ich so meine Probleme mit einigen Versen dieses Textes habe, weil es für mich manchmal so rüberkommt, als ob das Leiden hier auf Erden sich nicht manchmal wirklich grausam anfühlt. Ich lese nochmal die Worte des Textes dazu:
Deshalb seid ihr voll Freude, auch wenn ihr jetzt – wenn Gott es so will – für kurze Zeit leiden müsst und auf die verschiedensten Proben gestellt werdet. Das geschieht nur, damit euer Glaube sich bewähren kann, als festes Vertrauen auf das, was Gott euch geschenkt und noch versprochen hat.
Selbst kurze Zeit fühlt sich da ja manchmal unendlich lang an. Ganz zu schweigen von wirklich langem Leiden hier im Leben, das manche Menschen durchmachen müssen. Acht Jahre Krebserkrankung mit Chemos und allem, was dazugehört, ein halbes Leben immer wieder mit psychischen Krankheiten zu kämpfen, der Verlust des Kindes. Was gibt es nicht alles für schlimme Leiden.
Und ich denke, letztlich weiß der Verfasser des Briefes darum, vielleicht hat er selbst oder ein naher Angehöriger Leiden müssen und wie schnell geschieht es dann ja tatsächlich, dass gesagt wird: An Gott kann ich nicht mehr glauben. Wenn es einen Gott gäbe, würde er das nicht zulassen.
Der Text heute ermutigt dazu, trotzdem an Gott festzuhalten. Gerade dann an Gott festzuhalten, weil dieser Glaube an Gott einst die endgültige Rettung bringen wird. Das neue Leben, das Gott für uns im Himmel bereithält. Das, was wir an Ostern gefeiert haben. Wenn wir leben, dann mit der Zusage, dass es da mehr gibt als das Leben hier auf Erden.
Liebe Gemeinde, kürzlich wurde ich wieder mal von einem Kind gefragt: Wie sah Jesus eigentlich aus? Hatte der braune Haare? Ein Mädchen sagte: Der Jesus war schön. So wirklich beantworten kann ich das jeweils nicht, die Bibel gibt uns da ja keine genaue äußerliche Beschreibung von Jesus und letztlich muss schon der Verfasser unseres Predigttextes feststellen, dass seine Adressaten Jesus ja nie gesehen haben. Er schreibt, ich zitiere noch einmal:
Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nie gesehen habt. Auf ihn setzt ihr euer Vertrauen, obwohl ihr ihn jetzt noch nicht sehen könnt.
Ihn liebt ihr. Wie gern sprechen wir davon und erzählen uns davon, dass Gott uns liebt. Dieser Satz aber lässt auch umgekehrt fragen: Lieben wir auch Jesus Christus? Oder ist das nur eine eher einseitige Liebe? Ja, gut zu wissen, dass Gott mich liebt. Aber was tue ich eigentlich für die Liebe zu ihm? Und setze ich wirklich mein Vertrauen in ihn, obwohl ich ihn (noch) nicht sehen kann?
Eine Woche nach Ostern ermuntern uns diese Worte dazu, mal zu schauen – was ist mit meiner Liebe, was ist mit meinem Vertrauen. Zwei Dinge, die schon im zwischenmenschlichen Bereich so wichtig, aber manchmal auch ziemlich kompliziert sind. So wie sich das aber immer wieder lohnt dafür zu kämpfen und auf die Suche zu gehen, so wie sich das lohnen kann einem Menschen zu vertrauen, um wieviel mehr gilt das für die Beziehung zu Gott.
Und darum jubelt ihr mit unaussprechlicher und herrlicher Freude. Denn ihr wisst, dass euer Vertrauen, euer Glaube, euch die endgültige Rettung bringen wird, so heißt es im Predigttext.
Denken wir noch einmal an die weißen Gewänder, die die neu getauften Christen eine Woche lang nach Ostern trugen. Neugeboren durch die Taufe. Denken wir vielleicht an die Taufkleider, in denen die eigenen Kinder oder Enkel getauft wurden. Denken wir an jene, die früher oftmals am Weißen Sonntag konfirmiert wurden, damals oftmals die Mädchen in weißen Kleidern, die Jungs mit weißen Hemden. All das, weil uns diese Hoffnung geschenkt ist. Die wir nicht nur an Ostern feiern können, sondern weit darüber hinaus:
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns neu geboren und mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt. Diese Hoffnung gründet sich darauf, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist.
In diesem Sinn: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.
Gottesdienste am Sonntag, 27.04.
Rodenhausen 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste am Sonntag, 04.05.
Weipoltshausen 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste am Sonntag, 11.05.
Rollshausen 09:30 (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 (Pfr. Hölscher)
Gottesdienst des Großkirchspiels am Sonntag, 18.05.
Altenvers 10:00 (Pfrn. Schwarz)
Gottesdienste am Sonntag, 25.05.
Rodenhausen 09:30 (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kirchvers 10:45 (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kindergottesdienst jeden ersten und dritten Sonntag im Monat in Rodenhausen. Treff um 10:00 Uhr vorm DGH.
In Weipoltshausen jeden ersten, dritten und fünften Sonntag im Monat um 10:30 Uhr in der Kirche.
Posaunenchor dienstags um 19:30 in Weipoltshausen (DGH).
Bibelgesprächskreis am Dienstag, 29.04. um 19:00 Uhr in Weipoltshausen (Kirche).
Frauenkreis am Donnerstag, 24.04. um 15:00 Uhr in Altenvers (Kirche).
Kirchencafé am Mittwoch, 14.05. um 15:00 Uhr in Kirchvers. Gast: Karl Heinz Görmar, Thema: "Auf den Spuren deutscher Einwanderer in Südbrasilien". Vor 200 Jahren kamen die ersten deutschen Einreisenden nach Brasilien. Bildvortrag von drei Reisen zu den ausgewanderten Deutschen.